Nein, die Arbeitswelt ist kein Ponyhof. Und es geht auch nicht darum, den Mitarbeitenden alle Wünsche zu erfüllen.
Hört man gewissen New Work Enthusiasten zu, könnte man meinen, dass Organisationen nur noch dafür da sind, die Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu erfüllen. Und ehrlicherweise übertreiben es auch einige Arbeitgeber im vermeintlichen Wettstreit um Talente.
Wir befinden uns gerade in einer Phase, wo das Pendel zu weit in Richtung Mitarbeitende ausschlägt, nachdem jahrzehntelang die Anforderungen der Arbeitgeber an erster Stelle standen. Das Pendel muss aber zwingend wieder zurückschwingen.
Ja, wir brauchen engagierte und motivierte Mitarbeitende, um in unserer volatilen und unsicheren Welt weiterhin erfolgreich zu sein. Dies erreichen wir vor allem mit Empowerment, mehr Vertrauen und viel Flexibilität. Nur so können Mitarbeitende ihr volles Talent ausschöpfen.
Aber:
Im Zentrum steht immer noch der Erfolg der Organisation, für den alle Mitarbeitenden und Führungskräfte gemeinsam verantwortlich sind. Es kann nicht sein, dass Mitarbeitende das (Arbeits-)Leben einseitig für sich optimieren.
Wenn ich einem Mitarbeitenden zeitliche Flexibilität gewähre, erwarte ich, dass er/sie ebenfalls flexibel ist, wenn z.B. ein Kundenprojekt es erfordert. Von mir aus können alle von überall aus arbeiten. Das darf aber nicht dazu führen, dass sich das Team nie mehr trifft und die Zusammenarbeit mühsam wird.
Denn letztendlich ist es auch im Interesse der Mitarbeitenden, wenn die Organisation erfolgreich ist. Denn nur so sind die Arbeitsplätze langfristig gesichert und es können attraktive Gehälter und Benefits bezahlt werden. Es hilft natürlich auch, wenn die Mitarbeitenden dann fair am Erfolg der Organisation beteiligt werden - aber das ist ein Thema für einen anderes Mal.
Mein Credo ist simpel:
Welche Rahmenbedingungen brauchen die Mitarbeitenden, damit sie ihre bestmögliche Leistung zugunsten der Organisation erbringen können?
Natürlich bin ich der festen Meinung, dass Empowerment, mehr Vertrauen und viel Flexibilität die Antwort sind. Aber ich betone auch immer den letzten Teil der Frage: Es muss zugunsten der Organisation sein. Wenn ich im Homeoffice besser performe, weil ich konzentriert und ungestört arbeiten kann, ist dies sinnvoll. Wenn ich auf Homeoffice beharre, obwohl an diesem Tag ein wichtiger Termin im Büro stattfindet, ist dies nicht akzeptabel.
Aber Achtung: Die falsche Reaktion wäre, nun wieder mehr Regeln einführen zu wollen. Dies ist kontraproduktiv. Vielmehr braucht es klärende Gespräche, in denen die gegenseitigen Erwartungen deutlich gemacht werden. Es empfiehlt sich auch, die Form der Zusammenarbeit möglichst dezentral, sprich auf Teamebene, zu besprechen und zu regeln.