Trends, Diskussionen & Ernüchterung: Das war die Arbeitswelt 2024!


Hallo Reader

Die Arbeitswelt war auch 2024 im steten Wandel und einmal mehr war es nicht einfach, den Überblick zu behalten. Im heutigen Newsletter blicke ich deshalb mit einem kritischen Blick auf die Arbeitswelt 2024 zurück:

Auf was hätte ich verzichten können?

Return to Office Diskussion

Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass wir 4 Jahre nach der Corona-Pandemie nochmals so intensiv, grundsätzlich und kontrovers über Home Office und Remote Work diskutieren müssen. Aber ein paar wenige, aber prominente Unternehmen haben die Mitarbeitenden fix ins Büro zurückgeholt oder mindestens die Möglichkeit für Home Office stark eingeschränkt.

Natürlich geschieht der Austausch rascher, wenn wir physisch am gleichen Ort sind. Selbstverständlich entwickelt sich Kultur einfacher, wenn wir voneinander nicht nur den Kopf durch die Webcam sehen. Aber dafür müssen wir nicht 5 Tage pro Woche im Büro sein.

Für mich zeugt diese Diskussion primär vom fehlenden Vertrauen in die Mitarbeitenden. Offenbar haben einige CEOs Home Office nie wirklich aus Überzeugung gewährt, sondern weil es Mainstream war. Nun trennt sich die Spreu vom Weizen und ich bin überzeugt, dass der (Arbeits-)Markt es richten wird.

Teilzeit-Bashing

Dieses Jahr habe ich eine latente Vorwurfshaltung gegenüber Mitarbeitenden festgestellt, die Teilzeit arbeiten. Fehlendes Commitment, Egoismus und Optimierung der Work-Life-Balance sind nur einige der Vorwürfe, die immer wieder aufkamen. Tatsache ist, dass die allermeisten Menschen nicht aus diesen Gründen Teilzeit arbeiten, sondern weil sie anderweitige Verpflichtungen haben und Care-Arbeit leisten.

Unser Ziel muss es sein, dass die Erwerbsquote so hoch wie möglich ist, dass also so viele Menschen wie möglich Erwerbsarbeit leisten. Das gelingt aber nur mit mehr Teilzeitstellen und auch entsprechender Wertschätzung. Pro-Tipp: Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Teilzeit-Mitarbeitende produktiver sind.

Forderung nach «Lust auf Arbeit»

In die gleiche Kategorie geht die Forderung, vornehmlich der Politik, dass wir alle wieder mehr Lust auf Arbeit haben müssen. Gemeint ist damit, dass die Mitarbeitenden härter und länger arbeiten sollen. Nur lässt sich Motivation und Engagement nicht verordnen, sondern sie sind das Resultat einer guten Arbeitsplatzkultur.

Statt Forderungen rauszuposaunen, sollten sich Führungskräfte also überlegen, was sie getan oder unterlassen haben, dass ihre Mitarbeitenden keine Lust auf Arbeit haben. Und dann mit ihren Handlungen eine Kultur und Rahmenbedingungen schaffen, damit die Mitarbeitenden ihre bestmögliche Leistung zugunsten der Organisation erbringen zu können.

Kontroverse um GenZ und Generationenunterschiede

Eigentlich wissen wir alle, dass die Unterschiede innerhalb einer Generation grösser sind als die Unterscheide zwischen Generationen. «Die Jungen» wollten sich schon immer abgrenzen und hatten andere Vorstellungen von der (Arbeits-)Welt als die Älteren. Da ist die GenZ nicht anders als andere Generationen vor ihr und andere Generationen nach ihr.

Leider wurde dieses Thema auch 2024 wieder emotional bewirtschaftet, ohne dass es irgendeinen Mehrwert gebracht hätte. Wer ernsthaft das Gefühl hat, dass jede:r GenZ-Mitarbeiter:in genau gleich ist, die gleichen Bedürfnisse hat und gleich geführt werden soll, hat einiges nicht begriffen.

Was ist 2024 nicht eingetreten?

KI killt Jobs

Die Prophezeiungen waren düster, die Angst gross. Beliebige Schätzungen wurden in den Raum gestellt, wie viele Prozent der Jobs durch Künstliche Intelligenz ersetzt werden. Fast keine Berufsgattung schien sicher zu sein.

Ende 2024 lässt sich feststellen: KI verändert Jobs und ersetzt teilweise ganze Aufgaben. KI wird ein alltäglicher Begleiter und Unterstützer von immer mehr Arbeitnehmenden. Bislang sind aber kaum ganze Jobs weggefallen, geschweige denn ganze Berufsgattungen.

Siegeszug der 4-Tage Woche

Auch wenn nun auch in Deutschland eine Studie mit vielversprechenden Resultaten aufwartet und die Diskussionen über die 4-Tage Woche in der breiten Bevölkerung angekommen ist, so handelt es sich doch immer noch um ein Nischenphänomen. Zu gross sind die Vorbehalte, zu viele Fragen stellen sich für die Umsetzung.

Auch ich persönlich stehe dem Konzept eher skeptisch gegenüber und denke nicht, dass die 4-Tage Woche in naher Zukunft eine kritische Masse an Organisationen erreichen wird. Erfolgreiche Ausnahmen werden wie immer die Regel bestätigen.

Welcher Trend ist 2024 verschwunden?

Workations

In den Folgejahren der Pandemie sprach plötzlich alles von Workations. Viele sahen sich schon an exotischen Destinationen, morgens beim Surfen, nachmittags am Arbeiten. Etabliert hat sich diese Arbeitsform bei Weitem nicht. Zu gross sind die rechtlichen und steuerlichen Hürden ebenso wie die Vorbehalte der Führungskräfte. Wer es selber ausprobiert hat, kam meist ernüchtert zurück: Denn es war weder erholsamer Urlaub noch produktives Arbeiten. Entsprechend nahmen auch die Suchanfragen bei Google ab. 2025 werden wir wieder arbeiten oder Urlaub machen, aber nicht beides vermischen.

Von was hätte ich gerne mehr gehabt?

Lohnangaben in Stellenanzeigen

Ich bin ein grosser Verfechter von Lohntransparenz und bin überzeugt von den Vorteilen (trotz allen Herausforderungen). In allen meinen Vorträgen prophezeie ich, dass die Angabe des Lohnbandes in Stellenanzeigen der Standard werde. Es gibt wirklich keinen Grund, den potentiellen Bewerber:innen diese essentielle Information vorzuenthalten.

Ich stelle fest, dass sich das Thema etabliert hat und nicht mehr als exotische Idee abgetan wird. Dennoch haben 2024 noch zu wenige Organisationen den Schritt gewagt, in ihren Stellenanzeigen das Lohnband zu publizieren. Umso mehr gebe ich hiermit den Vorreiter:innen nochmals eine Plattform!

Mit diesem Jahresrückblick wünsche ich dir eine schöne Adventszeit, frohe Festtage und schon heute einen tollen Start ins neue Jahr 🚀 Ich freue mich darauf, dich auch 2025 mit meinen Gedanken zur Arbeitswelt inspirieren zu dürfen 🤩

Viele Grüsse,
Patrick

Dies ist mein persönlicher Newsletter zum Thema Future of Work.
Patrick Mollet, Vorderbergstrasse 30, CH-6318 Walchwil

Hier kannst du den Newsletter abbestellen oder die Einstellungen ändern

Patrick Mollet

Möchtest du auf dem Laufenden bleiben, wie sich die Arbeitswelt verändert und was dies für dich persönlich bedeutet? Mach es wie mehr als 600 Führungskräfte und HR Professionals und komm in die Community:

Read more from Patrick Mollet

Hallo Reader Für einmal habe ich heute keinen Deep Dive für dich, dafür ein paar kurze Infos: Culture Summit Zusammen mit meinem Team organisiere ich am 27./28. Oktober 2025 im Grand Resort Bad Ragaz den Culture Summit. Mit Thomas Zurbuchen, Claudia Lässer, Thomas Süssli, Rob Spence und vielen mehr sprechen wir über Kultur, Leadership, Strategie und Innovation. Jetzt anmelden Ist Home Office tot? Die NZZ am Sonntag wollte von mir wissen, ob die Zeiten von Home Office vorbei sind und wir...

Hallo Reader 51% der Schweizer Arbeitnehmenden arbeitet mindestens gelegentlich mobil. Das sind 5 Prozentpunkte mehr als noch vor 2 Jahren und 3 Prozentpunkte mehr als während der Pandemie 2020. Bereits zum fünften Mal seit 2014 hat das Institut für Kooperationsforschung und -entwicklung IfK der Fachhochschule Nordwestschweiz eine repräsentative Studie mit rund 2'000 Erwerbstätigen durchgeführt. In diesen Tagen ist die neuste Trendstudie publiziert worden. Du kannst die Studie hier...

Hallo Reader Ich hoffe, du bist gut ins neue Jahr gestartet 🍀 Ich wünsche dir nur das Beste und freue mich darauf, mit dir zusammen die Arbeitswelt weiterhin Schritt für Schritt zu transformieren 🚀 Apropos Transformation: Im heutigen Newsletter erfährst du, wie der Agrarchemie- und Pharmakonzern Bayer gerade seine traditionelle Management-Hierarchie neu erfindet! Schwerfällig und nicht effizient - das war die erschreckende Selbsterkenntnis. Bayer, eines der traditionsreichsten Unternehmen mit...